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Beeinflussen die Techniken, die bei einer Embryonenbiopsie angewendet werden, das Auftreten von Mosaizismus und Aneuploidie?

PULLING_FLICKING Tambre

Im heutigen Artikel möchten wir über eine Studie berichten, die von Fachleuten unserer Klinik (Carolina Andrés, Carolina Cordero, Carmen Rodríguez, Rachele Pandolfi, Massimiliano Saladino, Álvaro Almoyna, Joyce Harper und Susana Cortés) durchgeführt wurde. Sie trägt den Titel „Beeinflusst eine Biopsie mit der Flicking-Methode die Aneuploidie oder den Mosaizismus?“ Wir stellen hiermit die Schlussfolgerungen einer der neuesten Arbeiten aus dem Labor unseres Zentrums vor.

 

Was man über Embryonenbiopsie wissen muss

Bei Behandlungen im Rahmen der assistierten Reproduktion ist es üblich, die Technik der genetischen Präimplantationsdiagnostik (PID) anzuwenden, mit der Embryonen genetisch analysiert werden. Auf diese Weise können die Biologen herausfinden, welche Embryonen keine Chromosomenanomalien aufweisen und somit für einen Transfer geeignet sind.

Zur Durchführung der PID muss der Embryo biopsiert werden, das heißt, es muss eine Probe von Zellen aus der äußeren Schicht des Embryos, dem sogenannten Trophektoderm, entnommen werden. Diese Biopsie kann mit zwei Methoden durchgeführt werden: Pulling (Ziehen) oder Flicking (Schnippen). Bei beiden Methoden sind der Einsatz eines Lasers und eine Reihe mechanischer Bewegungen erforderlich, um die bestehenden Verbindungen zwischen den Zellen aufzulösen und die Probe zu gewinnen.

Beim Pulling ist es wichtig, eine konstante Zugkraft aufrechtzuerhalten, während der Biologe den Laser einsetzt, bis die Zellen getrennt sind. Auf der anderen Seite erfordert das Flicking einen mechanischen Aufwand zwischen dem Biopsievorgang und dem Halterungsschlauch.

 

 

Grundlagen der Studie und die Dichotomie des Transfers von Mosaikembryonen

Bekanntlich ist eines der Hauptprobleme unserer Patientinnen die Aneuploidie, die mit dem fortgeschrittenen Alter der Mutter zusammenhängt. Die Wahrscheinlickeit ihres Auftretens nimmt insbesondere nach dem 36. Lebensjahr zu, also ab dem Zeitpunkt, da sich die Eierstockreserve deutlich verringert.

Da ein Zusammenhang zwischen Aneuploidie und der Embryonalentwicklung nicht nachgewiesen werden konnte, wird bei dieser Patientengruppe in der Regel ein genetischer Präimplantationstest auf Aneuploidie (PGT-A) durchgeführt, um chromosomal gesunde Embryonen auszuwählen und den Zeitaufwand für die assistierte Reproduktion zu verringern. Die Blastozysten (Embryonen am fünften Tag), die dieser Technik unterzogen werden, werden je nach Ergebnis in drei Gruppen eingeteilt: für den Transfer geeignete Embryonen, nicht geeignete Embryonen und Mosaikembryonen.

Bei einem Embryo mit Mosaikbefund sind zwei oder mehr Zellpopulationen mit unterschiedlichem Chromosomengehalt gleichzeitig vorhanden. Mosaizismus ist zu einem der umstrittensten Themen in der Welt der PGT-A geworden, denn die Fachleute für assistierte Reproduktion stehen vor dem Dilemma, ob sie Embryos mit Mosaikbefund transferieren sollen oder nicht.

 

Pulling, Flicking und Mosaikbefund: Methoden und Schlussfolgerungen

Für diese Studie wurden 490 Blastozysten von guter Qualität nach der Gardner-Skala (AA, AB, BA, BB) von 125 Patienten biopsiert. Am Tag +3 wurde mit dem Octax-Laser ein Eingriff vorgenommen, im Anschluss wurden die Embryonen in den hochmodernen Time Lapse GERI Inkubatoren kultiviert. Wenn die Zellen den Tag +5/6 erreichten, wurde eine Biopsie durchgeführt. Um die Pulling-Technik einzusetzen, wurden die Blastozysten immobilisiert und die entstehenden Zellen abgesaugt. Auf die gleiche Weise wurde versucht, das Trophektoderm mit durchschnittlich drei bis fünf Impulsen abzulösen. Wenn die Zellen sich nicht abtrennen ließen, kam die sogenannte Flicking-Methode zur Anwendung.

Die Mehrzahl der Embryonen wurde dem Pulling unterzogen (n=314), wobei der Anteil euploider Embryonen 45,85 Prozent (n=144), der aneuploider Embryonen 42,68 Prozent (n=134) und der der Mosaikembryonen 11,17 Prozent (n=35) betrug. Auf der anderen Seite wurden 176 Blastozysten nach dem Flicking-Verfahren behandelt, von denen 18 zur vollständigen Entwicklung gelangten. Der Anteil euploider Embryonen betrug hierbei 48,29 Prozent (n=85), der aneuploider Embryonen 40,90 Prozent (n=72) und der der Mosaikembryonen 10,31 Prozent (n=19). Von den vollständig entwickelten Blastozysten erwiesen sich 9 als chromosomal gesund.

Die statistische Analyse ergab bei keiner der untersuchten Gruppen einen Unterschied zwischen den beiden Techniken (p=0,836). Ebenso ergaben sich zwischen den Resultaten der beiden Biologen, die die Biopsien durchgeführt hatten, keine Unterschiede (p=0,795).

Im Ergebnis kam das Biologenteam von Tambre daher zu dem Schluss, dass es keinen Unterschied in Bezug auf Euploidie, Aneuploidie oder Mosaizismus zwischen Embryonen gibt, die entweder durch Flicking oder durch Pulling biopsiert wurden. Daher kann das Flicking für die Embryonenbiopsie von sich entwickelnden oder vollständig entwickelten Blastozysten verwendet werden, wenn diese Technik als erforderlich eingeschätzt wird.