Einige Behandlungen in der Reproduktionsmedizin erfordern eine Gametenspende. Manchmal braucht das Paar nur eine Samen- oder eine Eizellspende. In anderen Fällen stammen beide Gameten von zwei anonymen Spendern. Jedoch ist die Auswahl des Spenders bzw. der Spenderin für zukünftige Eltern in beiden Fällen oftmal ein großes Anliegen.
Obwohl diese Auswahl von einem biomedizinischen Team getroffen wird, das äußerst strengen rechtlichen und wissenschaftlichen Kriterien unterliegt und obwohl dies heutzutage in modernen Reproduktionszentren reine Routine ist, bestehen viele Zweifel hinsichtlich der genetischen Bedeutung des Spenders, von dem das Sperma oder die Eizelle stammt. Es gibt etwa 7000 Krankheiten, die durch eine spezifische Genveränderung verursacht werden. Daher lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen: Kann der Spender meinem Kind eine genetische Krankheit übertragen?
Gentest zur Vermeidung seltener Mutationen bei der Auswahl eines Eizell- bzw. Samenspenders
Joyce Harper, Professorin am Women’s Health Institute des University College of London (UCL) mit langjähriger Erfahrung in Genetik, versucht seit mehreren Jahren, bestehende Mythen über Eizell- und Samenspenden aufzuklären. In diesem Video erklärt die renommierte Dozentin die neuesten innovativen Fortschritte in der Wissenschaft, um den am besten geeigneten Eizell- bzw. Samenspender zu finden.
„Wir besitzen alle eine Art Abnormalität in unseren Genen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei zwei Menschen eine genetische Kombination entwickelt, die bei der Empfängnis eines Kindes zu einer Erkrankung führt, ist ziemlich gering. Wenn man sich jedoch einer Kinderwunschbehandlung mit gespendeten Gameten unterzieht, will man sicher sein, dass die genetische Zusammensetzung passt. Aus diesem Grund führen wir einen Test durch, der die Mutationen erkennt, die bei unseren Kindern Erbkankheiten verursachen können, indem wir unsere Kompatibilität mit dem Spender überprüfen“, sagt Professor Harper.
Diese genetischen Kompatibilitätstests (GCT) sind eine innovative Methode, die es uns ermöglicht, die Wahrscheinlichkeit genetischer Erkrankungen unserer Kinder zu minimieren, unabhängig davon, ob wir einen Spender brauchen oder die Gameten des Paares verwenden. Dieser Test besteht aus einer DNA-Analyse, die nach gesunden Genen und Genen sucht, die dazu neigen, Genveränderungen auszulösen.
Diese sind eine Ergänzung zu den Spenderauswahltests, die vom Laborteam der Kinderwunschzentren durchgeführt werden. Bei diesen Tests werden die Merkmale und phänotypischen Vorlieben des Paares (Größe, Augenfarbe, Haare, Haut, …) und die Blutgruppe berücksichtigt. Auf der Grundlage dieses ersten Screenings wird eine zweite, detailliertere Auswahl getroffen, bei der Fotos von Spender und Empfänger miteinander verglichen werden. In der Kinderwunschklinik Tambre setzen wir auf Fenomatch®, ein auf Big Data basierendes System, mit dem unsere Biologen den Spender bzw. die Spenderin aus der Eizell- oder Samenbank identifizieren können, deren Gesichtsknochenstruktur der des Paares am ähnlichsten ist.